Können Bambusbecher die Rettung sein, wenn es gegen Müllberge aus Plastik- und Pappbechern geht? Oder sind Trinkbecher aus Glas, Porzellan und beziehungsweise Edelstahl doch besser für Umwelt und Gesundheit? Hübsch bunt und schön griffig habe sich Bambustrinkbecher einen festen Platz unter den Bechern erkämpft. Als vermeintliches Naturprodukt beruhigen sie das Umweltgewissen, der Eiligen, die Kaffee im Weitergehen trinken. Als Trinkgefäße für Garten, Balkon, Camping und Picknick haben sie sich ebenfalls beliebt gemacht.
Tester sagen Nein zum Bambusbecher
Bambus ist ein Naturrohstoff, wächst schnell nach und ist biologisch abbaubar. Seit geraumer Zeit wird er in Fasern, beziehungsweise Pulver zerkleinert und zu tollen Produkten, wie Geschirr verarbeitet. Dieses wird als ökologische Alternative zu Plastik- und Pappgeschirr gefeiert, umweltbewusste Coffee-to-go-Trinker wählen statt Pappbecher die Bambusvariante. Doch seit Stiftung Warentest riet: „Lassen Sie die Finger von Bambusbechern“ sind diese Nutzer verunsichert.
Grund für die Warnung sind Melamin und Formaldehyd, die in gewisser Konzentration als gesundheitlich bedenklich gelten. Dazu später. Jedenfalls gerieten bei den Bambusbechertests diese Substanzen in die Flüssigkeit, die brühendheißen Kaffee simulierte.
Was haben diese beiden Stoffe mit dem Bambus zu tun? Nun, ein Bambushalm allein macht noch lange keine stabilen Becher, Teller oder Flaschen. Zunächst wird der Halm in feine Fasern beziehungsweise Pulver zerkleinert. Selbst wenn das Bambuspulver noch so fest in Form gepresst wird, ergibt es kein belastbares Gefäß. Jetzt kommt Melaminharz als Kleber ins Spiel. Dieses Kunstharz besteht aus den Monomeren Melamin und Formaldehyd, die Warentester fanden beides nach den Tests in der Flüssigkeit.
Bambus ist biologisch abbaubar, der Bambus-Trinkbecher nicht
Keine Sorge, Melaminharz ist nicht gefährlich. Es ist aber ein Duroplaste, also ein Kunststoff, der nicht auf biologischem Wege abgebaut wird. Laut test.de bewarben einige Hersteller jedoch ihre Bambusbecher mit Slogans wie biologisch abbaubar, umweltfreundlich und schont die Umwelt. Solche und ähnliche irreführende Aussagen für Bambusprodukte sind nicht neu. Schon vor dem besagten Warentest der Stiftung untersuchte deshalb das Chemische- und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart verschiedene Bambusgeschirre. Von den 13 untersuchten Produkten enthielten 11 Melaminharz, der Anteil an Bambusfasern betrug lediglich 20 bis 37 Prozent. Bei den beiden anderen Probeartikeln vermuteten die Tester Polymilchsäuren (PLA) als formgebende Mittel. PLA bleibt aber nur in niedrigen Temperaturbereichen stabil, deshalb kommt es im Becher für Heißgetränke wahrscheinlich nicht zum Einsatz.
Wie hoch der Melaminharz-Anteil bei den Probebechern der Stiftung Warentest war, geht aus der Veröffentlichung nicht hervor. Fakt ist: Wer Kunststoff vermeiden und meiden will, findet mit Bambusbecher (zumindest unter den Testprodukten) keine Alternative.
Dann eignet sich zum Beispiel dieser faltbare Becher aus Edelstahl besser. Zusammengefaltet passt er in beinahe jede Handtasche und ist unterwegs einsatzbereit.
Gesundheit: Gefahr aus dem Bambus-Melamin-Becher?
Betrachten wir nun den gesundheitlichen Aspekt, der zur Warnung durch die Stiftung Warentest führte. Laut den Experten geht von der Verbindung Melaminharz keine Gefahr für die Gesundheit aus. Anders verhält es sich bei ihren Grundbausteinen Melamin und Formaldehyd.
Formaldehyd:
- reizt Haut und Schleimhäute;
- gilt als Allergen für die Atemwege;
- kann, laut Bundesamt für Risikobewertung (BfR), beim Menschen Krebs auslösen und Tumore in den oberen Atemwegen verursachen
- verflüchtigt sich schnell und kann so aus dem Heißgetränk in die Atemluft geraten
- eine Konzentration von 0,1 ppm gilt derzeit als sicher
Melamin:
- ist in heißem Wasser gut löslich, in kaltem Wasser weniger
- reizt Augen, Haut und Schleimhäute
- In experimentellen Tierstudien führte Melamin zu Blasenentzündungen und Blasensteinen, langfristig und nach hohen Dosen traten Anzeichen einer Nierentoxität auf
- Belastbare Werte in Bezug auf die menschliche Gesundheit liegen zurzeit nicht vor, es besteht aber der Verdacht, dass Melamin Krankheiten im Harnwegsystem verursacht.
In einer Stellungnahme bewertete das BfR sogenannte Melaware (Melaminharzprodukte) folgendermaßen: Küchenhelfer und Behältnisse mit Melaminharz sind zum Kochen nicht geeignet. Bei maximal 70° C heißen Speisen und Getränken schätzt das Amt diese Produkte jedoch als unbedenklich ein. Wie Sie wissen, übersteigt frisch und von Hand gebrühter Kaffee oder Tee diese Temperaturen. Aus manchen Kaffeemaschinen kommt nur 68° C warmer Kaffee. Die Stiftung Warentester hielten die Testflüssigkeit im Bambusbecher zwei Stunden lang 70 °C warm und fanden meist auch in der 7. Testfüllung noch Schadstoffe.
Übrigens: Bei verschieden Untersuchungen wurde bei einigen Produkten sogenannter Bambooware sogar mehr Melamin und Formaldehyd freigesetzt, als in herkömmlichen Kunststoffartikeln aus Melaminharz.
Trinkgefäße für heiße Getränke
Bei den Lesern des Online-Portals der Stiftung Warentest löste der Bambusbechertest kontroverse Diskussionen aus. Dabei ging es sowohl um den Test und die Testergebnisse selbst also auch um den Becher. Entsetzte Nutzer werfen ihren Bambusbecher nun auf den Müllberg, wo er nicht verrottet, sondern energetisch entsorgt werden muss. Andere Coffee-to-go-Liebhaber wollen weiter daraus trinken. Ikea zog den Bambusbecher namens Mugg vorsorglich aus dem Verkehr und die Verbraucherzentrale Bundesverband forderte gar ein Verbot von Bambusbechern mit Kunststoffanteil.
Stiftung Warentest rät also vom Bambusbecher ab und empfiehlt für Heißgetränke Becher aus anderen Materialien, wie zum Beispiel Edelstahl. Aber Achtung, viele andere Mehrwegprodukte aus Kunststoffen enthalten BPA, das ebenfalls gesundheitliche Risiken birgt.
Genießen Sie Ihren Kaffee aus einer Porzellantasse, schlürfen Sie den heißen Tee aus einem Teeglas oder greifen Sie zu einem Gefäß aus BPA-freiem Tritan. Thermobecher aus Edelstahl halten das Heißgetränk lange warm und verfälschen den Geschmack nicht.
Alternative Trinkbecher gibts hier »